Yungblud veröffentlicht neues Album „Idols“: Rockige Hymnen für Authentizität und Identität

Eine Schwere-See-Ballade: „Jeder liebt, wie du bist / aber du lässt sie nicht in dich reinschauen, oder?“, singt Yungblud mit heiserer Stimme in „War“. Eine Songwalze für Identität und Authentizität gegen eine So-tun-als-ob-Gesellschaft, die es den Aufrichtigen schwer macht, in ihr nicht unterzugehen mit ihrem Willen zum Leben im Wahren.
Der 27-jährige Sänger aus Doncaster, South Yorkshire, pumpt 2025 sogar klassischen Rock in seine Musik. Sein viertes Album „Idols“ enthält Vermählungen der harten Sounds alter Tage mit seinem vertrauten Mix aus Alternativerock und melodiesüffigem Britpop à la Oasis und Placebo.
„Hello Heaven, Hello“, das Stück, mit dem das Album startet, hat mit neun Minuten und sechs Sekunden eine Länge wie in jenen Zeiten, als Bands sich keinen Deut um die Dreiminutenbedürfnisse der Radiostationen scherten. Eine Suite, drei Songs in einem: Es geht psychedelisch-poppig los, endet akustisch, aber das Dazwischen klingt, als seien Led Zeppelin aus der Gruft der Rock’n’Roll-Ikonen auferstanden, als sei die Stimme des jungen Robert Plant in Yungbluds Kehle gefahren.
Als 19-Jähriger war Dominic Harrison alias Yungblud mit der funkigen Rap-Rock-Nummer „King Charles“ auf der Britszene explodiert. Ein wütendes Statement für eine Jugend, auf die niemand hört, während die Alten den Planeten ruchlos zu Schanden reiten. Dylan und die Punks waren hörbar Vorbilder des Youngsters mit dem strauchigen Haar.
Im Video wirkte er wie unter Starkstrom und forderte Satisfaktion: „Wir nehmen uns jetzt Ihr Auto, Sir!“ Mit Charles war 2017 nicht der damals noch im Wartestand befindliche Sohn der Queen gemeint, sondern der erste König dieses Namens (1600-1649), der als Tyrann galt und hingerichtet wurde.
Poliert und rau zugleich war dieses Debüt. Ein aufstampfender Geist, beflügelt vom Vibrieren seiner ADHS: „Ich werde nicht zulassen, dass meine Unsicherheiten definieren, wer ich bin“, versprach er vor fünf Jahren in „God Save Me, But Don’t Drown Me out“.
Heute nun strebt Yungblud hörbar nach mehr Breitenwirkung und liefert Generation-Z-Rock’n’Roll-Hymnen in Serie - „Lovesick Lullaby“ (hier rappt er nochmal), „Zombie“, „The Greatest Parade“ oder „Ghosts“, das wie ein vergessenes Juwel von U2 aus „Unforgettable Fire“-Zeiten anmutet, und an dessen Ende sich Gitarre und Sinfonik umarmen.
Pansexuell und für eine Maskulinität der Liebe eintretend, ist Yungblud der Feind von Verstellung sowie jedes Menschenbilds mit Gefälle. Mit „Idols“ ist er auf dem Weg zum Stadionblitz: „All die Hoffnungen und Träume, die ich mir geborgt habe / - wisse, mein Freund, ich überlasse sie dir“, heißt es in „Hello Heaven, Hello“. Ein Geschenk an alle.
„Idols“, erster Teil eines Doppelalbums, klingt nach dem Unmut eines erwachsen Gewordenen über Zeitgenossen, die in Wünschen und Vorstellungen schlafen, statt sich zu spüren, zu leben und zu kämpfen. „Alles, was du bist, ist eine selbsterfüllende Prophezeiung“, beißt Yungblud sie in der abschließenden Pianoballade „Supermoon“ wach. Im Orbit des Songs schwebt als letztes Idol Elton John mit seinem „Rocket Man“.
Yungblud – „Idols“ (Locomotion/Capitol) – bereits erhältlich
Yungblud auf „Idols”-Tour (Termine in Deutschland): 7. Oktober – Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle; 14. Oktober – München, Zenith; 20. Oktober – Berlin, Uber Eats Music Hall; 27. Oktober – Hamburg, Sporthalle.
rnd